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Der Wald vor lauter Bäumen Regie&Buch: Maren Ade Kamera: Nikolai von Graevenitz Musik: Ina Siefert, Nellis Du Bièl Darsteller: Eva Löbau, Daniela Holtz, Jan Neumann Produktion: D, 2003 Länge: 81 min. Fassung: 35 mm
Work-in-Progress-Programm: Generation Praktikum
Gerade noch mitten im Studium, und nun mutterseelenallein in einer neuen Stadt, auf dem Weg ins Erwerbsleben. So ergeht es der frisch gebackenen Lehrerin Melanie Pröschle (Eva Löbau), die nach einem Referendariat in ihrem schwäbischen Heimatdorf ins anonyme Karlsruhe kommt. Völlig aus ihrem alten sozialen Gefüge gerissen, versucht sie dort Anschluss zu finden, so zum Beispiel bei den Nachbarn mit ihrem „Selbschtgebrannten“. Doch bleibt dem Zuschauer anfängliches Lachen im Halse stecken, wenn man zusehen muss, wie sie sich von den neu gewonnenen Bekanntschaften durch ihr wohlgemeintes, aber als nervig und aufdringlich empfundenes Verhalten zunehmend isoliert und von diesen im Regen stehen gelassen wird. In der Schule startet sie sehr ambitioniert, „frischen Wind“ ins Klassenzimmer zu bringen, wird aber von ihren Schülern nur mit Respektlosigkeit behandelt, und von ihren Kollegen gemobbt. Immer weiter entfernt sie sich dabei von der Realität, taucht immer tiefer ein in die Ausweglosigkeit – bis hin zur fabelhaften Schluss-Sequenz, bei der sie wieder ein bisschen heraus und zu sich findet. An der Grenze zwischen anfänglicher Situationskomik und dann aufkommendem Entsetzen und Mitleid schafft es dieses meisterhafte Drama, das Leben und Erleben der Hauptfigur erschreckend glaubwürdig darzustellen, insbesondere dank der überragenden schauspielerischen Leistung von Eva Löbau.
Der international ausgezeichnete Debütfilm der Regisseurin Maren Ade soll im Rahmen des Freiburger „Work in Progress“-Festivals als Beitrag zu einer Diskussion über die oft völlig veränderte Arbeits- und auch Lebenssituation von Studenten nach ihrem Abschluss dienen. Daher ist neben der Vorführung des Filmes auch ein Filmgespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Jungen Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft geplant.
Text: Hinnerk Feldwisch Spieltermin:
Donnerstag, 21.06.2007 19:30 Uhr, Hörsaal 2006 |
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