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Land of Plenty Regie: Wim Wenders Buch: Wim Wenders, Michael Meredith Kamera: Franz Lustig Musik: Thom & Nackt Darsteller: John Diehl, Michelle Williams, Richard Edson Produktion: USA/D, 2004 Länge: 123 min. Fassung: 35 mm
Mit Land of Plenty kehrt Wim Wenders wie in seinem vorherigen Spielfilm The Million Dollar Hotel seinen Blick wieder nach Amerika, genauer gesagt nach Los Angeles. Hier lebt Paul (JD), ein Vietnamveteran, dem „Agent Pink“ immer noch in den Knochen steckt. Und nicht nur dieses, sondern drei Jahre nach dem Angriff auf das World-Trade-Center ist er auch von der Paranoia besessen, gewaltbereite Islamisten hätten sich auch in Los Angeles verschwört und würden gerade ihren nächsten Angriff planen. In einem skurrilen umgebauten und mit allerlei Überwachungs-Hightech ausgestatteten Bus dreht er – in ständiger Alarmbereitschaft – so seine Runden und verfolgt verdächtige Spuren. Aus der Deckung kann ihn nur seine Nichte Lana (MW) locken, welche als Kind von Missionaren in Afrika und im Nahen Osten aufgewachsen war, und ihn eigentlich nur ausfindig machen wollte, um ihm einen Brief von ihrer Mutter zu überreichen. Doch werden sie beide zufällig Zeuge, wie ein Araber vor einer Armenküche niedergeschossen wird, und begeben sich auf die Suche nach dem Hintergrund der Tat. Wenn auch aus verschiedenen Blickwinkeln, so doch gemeinsam.
Nur selten hat Wenders sich derart explizit und persönlich mit dem politischen Klima in den Vereinigten Staaten auseinandergesetzt, wie in dem in Venedig mit dem UNESCO-Preis ausgezeichneten Land of Plenty. Spontan setzte er sich daran, seine Eindrücke und Empfindungen über die Aura des Misstrauens und das soziale Vakuums in den USA zu Film zu bringen, welcher dann dank Verwendung digitaler Technik in nur 18 Tagen vom herausragenden Kameramann Franz Lustig gedreht wurde. Der sehr zur Stimmung passende, großartige Soundtrack wurde von Thom beigesteuert, der titelgebende Song von Leonard Cohen. Und es gelingt Wenders wieder, den überwiegend trostlosen Orten trotzdem auch ihre Schönheit zu entlocken, und auf Film zu bannen. „Das war schon immer seine Stärke: daß sein Auge mehr sieht, als sich in einem schieren Befund zusammenfassen ließe. Die Heillosigkeit dieses Landes und seiner Leute nach den Anschlägen ist das eine, die Zärtlichkeit, die er trotzdem immer noch aufbringen mag, das andere. Da irrt die junge Frau dann durchs Wüstenkaff, und plötzlich steht neben ihr ein Kolibri in der Luft. So sehen bei Wenders die Wunder aus, die er in dem Fall der Geistesgegenwart von Franz Lustigs Digitalkamera verdankt.“ (Michael Althen in der FAZ)
Text: Hinnerk Feldwisch-Drentrup Spieltermin:
Mittwoch, 21.11.2007 19:30 Uhr, Hörsaal 2006 |
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