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Ansichten eines Clowns Regie: Vojtech Jasný Buch: Vojtech Jasný, Vorlage: Heinrich Böll Kamera: Walter Lassally Musik: Eberhard Schoener Darsteller: Helmut Griem, Hannah Schygulla, Eva Maria Meineke, Gustav Rudolf Sellner, Susanne Seidler Produktion: BRD, 1975 Länge: 111 min. Fassung: VHS
Nur wenige Stunden aus dem Leben des Clowns und Pantomimen Hans Schnier (HG) werden hier eindringlich beschrieben, aber sie genügen, um sich ein Bild vom zumeist unreflektierten Wertewechsel der deutschen Nachkriegsgesellschaft zu machen.
Die streng katholische Marie (HS), mit der Hans sechs Jahre lang zusammen war, verläßt ihn aufgrund ihrer unterschiedlichen Vorstellungen. Hier beginnt sein Abstieg und Zerfall, er verfällt dem Alkohol und der Melancholie, wie er selbst sagt. In Rückblenden und Parallelmontagen wird sein Leben und das seiner großbürgerlichen Familie erzählt. Hans’ Eltern waren während des Krieges fanatische Anhänger des Nationalsozialismus, wodurch er seine geliebte Schwester (SS) verlor. Mit der Wahl des Künstlerberufs hatte er sich jedoch dieser bürgerlichen Schicht entzogen und beobachtet nun als Außenstehender die Selbstzufriedenheit der Adenauer-Ära. Nach dem Verlust Maries betrachtet er nicht nur sich und seinen Beruf als Clown, sondern auch die gesellschaftliche Neuordnung als gescheitert. Jetzt, mitten in der Wirtschaftswunderzeit, findet er seine Mutter (EMM) als Vorsitzende des „Zentralkomitees der Gesellschaft zur Versöhnung rassischer Gegensätze“ wieder – das repräsentative Bild der Deutschen, die „nicht mitgemacht hatten“ und doch ihr schlechtes Gewissen im Opportunismus beruhigen. Sein Bruder flüchtet sich ins Kloster. Wie Anita G. resigniert auch Hans am Ende.
Auch dieser Film der Reihe „Gruppe 47 trifft Neuen deutschen Film“ beschäftigt sich mit der schwierigen Frage des Umgangs mit der deutschen Vergangenheit und Gegenwart (siehe auch Die Blechtrommel). Jasný spielt hier ebenfalls mit Bild und Ton, mit Rückblenden und voice-over. Produzent des Films war Maximilian Schell. Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden gewährte das Prädikat „besonders wertvoll“.
Text: Jennifer Borrmann Spieltermin:
Freitag, 30.11.2007 19:30 Uhr, Hörsaal 2006 |
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