|
Aguirre, der Zorn Gottes Regie&Buch: Werner Herzog Kamera: Thomas Mauch Musik: Popul Vuh Darsteller: Klaus Kinski, Helena Rojo, Peter Berling, Del Negro, Ruy Guerra, Cecilia Rivera, Daniel Ades Produktion: D, 1972 Länge: 93 min. Fassung: 35 mm
16. Jahrhundert, irgendwo in den Anden Perus: Ein kleiner Stoßtrupp spanischer Soldaten, im Auftrag des Conquistadors Pizarro, kämpft sich mühsam über die steilen Berge und durch den schwülen, dichten Dschungel. Angeführt werden sie von Aguirre (KK), angetrieben aber von der Gier nach Gold, der vagen Hoffnung, in dem endlosen Dickicht das sagenhafte El Dorado zu fnden. Je weiter sie kommen, desto mehr verlieren sie sich in der grandiosen, feindlichen, erbarmungslosen Natur, doch an ein Aufgeben ist nicht zu denken, denn der rasende, gierige, besessene Aguirre treibt sie weiter und weiter... . Er kündigt dem spanischen König kurzerhand die Gefolgschaft, ernennt einen seiner Gefährten zum „Kaiser von El Dorado“ und droht jedem mit dem Schwert, der aufgeben will. Als sie den Amazonas erreichen, bauen sie ein Floß, sie treiben weiter, und Fieber und Wahnsinn sind ihre Begleiter...
Ein wundervoller, lakonischer, zugleich gewaltiger und zutiefst melancholischer Film, einerseits ein historisches Zeitgemälde, andererseits ein ewiggültiges Epos über die Absurdität menschlichen Strebens gegenüber der endlosen Weite von Raum und Zeit. Es läßt sich kaum sagen, welche der beiden Naturgewalten einen als Zuschauer mehr erschüttert - der gewaltige Urwald mit seinen riesigen Bäumen, Bergen, Flüssen... oder der rasende, tobende, schäumende Kinski, der selbst wohl so viel von Aguirre in sich trug, dass nie ganz sicher war, was er spielt und was von selbst aus seinem Inneren brodelnd hervorkam.
Als die zeitlose Fabel seinerzeit im aka lief, stand sie natürlich im Zusammenhang mit den damals aktuellen Werken der Generation des sogenannten „neuen deutschen Films“, was sich politisch beispielsweise in der eingebetteten Kritik an Kolonialismus, westlichen Ausbeutungstrategien und kapitalistischer „Goldgier“ äußert, zugleich aber zeigt der Film deutlich, dass Herzog bereits damals kein eigentlich politischer Filmemacher war: Statt des Gegenwartsbezugs eines Fassbinder setzte er auf eine entrückte, unwirkliche Filmwelt, statt gesellschaftlicher Zusammenhänge wie bei Straub-Huillet rückte er den Schauspieler Kinski in den Mittelpunkt, und anstelle bundesrepublikanischer Nachkriegsbefindlichkeiten widmete er sich lieber den ganz großen Fragen: Streben und Scheitern, Gott, Schicksal, Natur und Ewigkeit... und bleibt daher auch 35 Jahre später noch für den aka und sein Publikum interessant.
Text: Alexander Sancho-Rauschel Spieltermin:
Freitag, 02.11.2007 20:00 Uhr, Hörsaal 2006 |
| |